Gérard Héman (1914 – 1992)
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In seiner 60 Jahre andauernden künstlerischen Laufbahn schuf Héman ein großes Oeuvre, häufig mit religiösen Themen. Sein Werk wird oft als traditionell beschrieben. Daneben ist es allerdings ausgesprochen persönlich, inspiriert durch Erlebnisse seiner Jugend und den Faszinationen und Phantasien dieser Zeit.Seine religiösen Arbeiten zeigen eine eigensinnige Interpretation seiner Lebensgeschichte: Bei seinen Madonnenskulpturen und –Gemälden spielen zum Beispiel Erinnerungen an seine früh verstorbene Mutter eine wichtige Rolle. Seine frühe Kindheit verbrachte Héman in Deutschland und Frankreich und wurde von vielen Geschichten beider Länder geprägt. Im Alter von 12 bis 18 Jahren besuchte er das katholische Internat in Chauny in Frankreich. Die Zeit im Internat brachte Héman ein tiefes Bewußtsein ein für die für ihn wichtige Funktion des christlichen Glaubens, was im allgemeinen Lebensgefühl seiner Zeit und natürlich auch in seinem persönlichen Leben verwurzelt war. Erzählungen, Mythen, Märchen, biblische Geschichten und Legenden wurden für ihn ein zusammenhängendes Ganzes.
Stilistisch war er eindeutig durch die Handwerkskunst seines Großvaters beeinflußt, der in der Tradition der deutschen Holzschnittkunst gearbeitet hatte. In den Niederlanden seiner Zeit gab es klare gesellschaftliche Trennungen zwischen den verschiedenen religiösen Strömungen innerhalb des christlichen Glaubens. Héman gehörte zur römisch-katholischen Kirche. Allerdings kann man Héman nicht nur als ein Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ansehen, denn er war viel mehr: sein Werk ist autobiographisch, erzählerisch, auch spirituell und oft von Humor gekennzeichnet. Mit seinem großen Wissen, entstanden aus seinem deutschen, französischen und russischen Hintergrund, fügt er eine europäische Dimension zur Bildkultur der Niederlande hinzu. Diese Tatsache wurde von seinen Zeitgenossen nicht wahrgenommen.
Héman war kein Mitglied irgendeiner künstlerischen Strömung oder einer Bewegung. So schuf er zwar ein sehr persönliches und umfangreiches Oeuvre, aber es fehlte ein ‘Netzwerk’, wodurch er eher zurückgezogen arbeitete. Er blieb ein unbekannter Künstler. Die Ursachen dafür liegen an seinem Charakter und an seinem geringen Interesse sein Werk in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zusätzlich spielten externe Gründe eine Rolle: Vor, während und nach der Zeit des ersten Weltkrieges entwickelte sich gerade die sogenannte klassische Moderne und deren Erfindung der Abstraktion, zu der seine künstlerische Arbeit nicht gehörte.
Zu Beginn seiner Laufbahn schuf er eine Reihe von großen Gemälden. Er erhielt in dieser Zeit nur wenige Aufträge und diejenigen die er bekam waren von geringerem Anspruch. Das künstlerische Klima in seiner Heimatstadt Rotterdam trug dazu bei. Auch innerhalb seines katholischen Kreises nahm die Bedeutung des Glaubens ab und die Moderne fand mehr und mehr Zustimmung. Trotz Wertschätzung einer geringen Anzahl von Anhängern waren seine religiösen und figurativen Arbeiten in den größtenteils nicht-religiösen Kunstkreisen und deren Vorliebe für Abstraktion nicht populär. Seine Eigenart und Bescheidenheit standen ihm im Weg, um in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert eine größere Anerkennung zu erlangen. In De kindertijd: Gerhard, Gerard, Gérard en Geert wird das Leben Hémans beschrieben: die Kindheit in Deutschland, in den Niederlanden und in Frankreich, als auch sein Interesse für die Kultur Rußlands.
Nach seinem akademischen Studium (De Academie en het artistiek klimaat in Rotterdam) und nach der deutschen Besetzung der Niederlande, seine Ehe mit Emma van der Loos, Emmy genannt (Bezetting, huwelijk en reizen), folgt eine ausführliche Beschreibung des künstlerischen Lebens im zerbombten Rotterdam nach dem zweiten Weltkrieg und in der Zeit des Wiederaufbaus, gefolgt von einer Beschreibung des katholischen Glaubens Héman’s im Zusammenhang mit den Entwicklungen seiner Zeit. Receptie en (her)waardering is eine Impression der erneuerten Wertschätzung Hémans, die am Beginn des 21. Jahrhunderts schließlich nun doch eintrat.
Der Katalog (Oeuvrecatalogus) bietet einen Überblick über sein Oeuvre in verschiedenen Abschnitten: Entwicklung und Verbreitung des Werkes, seine Material- und Farbwahl, die Thematik des Werkes Hémans und deren geographische Verbreitung.
Das Profane und Religiöse innerhalb und außerhalb Rotterdams wird in Profaan in Rotterdam, Profaan werk buiten Rotterdam, Religieus werk in Rotterdam en Buiten Rotterdam: heiligen, heiligen, heiligen besprochen. Betrachtung des zweidimensionalen Werkes (Profane und Religieuze schilderijen) und auch einige wesentliche Themenbereiche seines Oeuvres: Die Madonna, die Weihnachtskrippen, Kreuzwege, Schlösser und Märchen, sowie deren metaphorischen Hintergrund (Madonna’s, stallen, kruiswegen, sprookjes en kastelen).
(met dank aan Martina Otto voor de vertaling)